Beliebtes Restaurant in Braunfels schließt
Das „Geranio“ am Marktplatz in Braunfels wird es bald nicht mehr geben. Warum das so ist, und wie es weitergehen soll.
Braunfels. Es ist eine Nachricht, die nicht nur die Braunfelser betroffen machen wird. Sie kommt zwar nicht völlig unerwartet, überrascht jedoch in ihrer Endgültigkeit: Im beliebten Restaurant „Geranio“, direkt am historischen Marktplatz in Braunfels gelegen, gehen am 15. Dezember die Lichter aus. Um zwar dann in der jetzigen Form für immer.
„Wir sind auch traurig“, kommentiert Rosa Geranio, die das Gesicht des renommierten Restaurants ist. Von Anbeginn kümmert sie sich im Service um einen reibungslosen Ablauf; plaudert mit den Stammgästen und geht auch auf Sonderwünsche ein. Im „Geranio“ wird schließlich frisch gekocht, da kann die Küche auch noch die eine oder andere Änderung vornehmen.
Chef am Herd ist Rosas Bruder Carmelo. So wie sie zusammen mit ihrem Mann Adriano Zappala den Service im Griff hat, so läuft in der Küche nichts ohne Carmelo und Bruder Salvatore. Das Kochen ist deren Leidenschaft. Die italienische Küche kennen sie aus dem Effeff. Und natürlich wissen sie auch, wo es die guten Zutaten gibt, wie das besondere Olivenöl aus Italien oder den frischen Fisch.
Doch nun soll mit all dem also Schluss sein. Die Frage nach dem Warum ist leicht beantwortet. „Ich werde im Dezember 71 Jahre alt. Wenn ich nicht jetzt mit der Rente beginne, wann dann?“, fragt Carmelo Geranio. Sein Bruder Salvatore sei auch schon 66 Jahre alt. Dass man sich da aus dem Berufsleben zurückziehen will, wird jeder nachvollziehen können. 54 Jahre hat Carmelo in der Küche gestanden, erzählt er. Doch mit dem Kochen sei es ja nicht getan. Montags und dienstags hat das „Geranio“ geschlossen. Aber das bedeutet nicht, dass die Familie dann frei hat. „Da sind wir sogar noch früher im Restaurant als sonst und machen bis in die Mittagsstunden hinein alles sauber“, berichtet der Chef. Und dazu kommen noch die anderen Vorbereitungen für die neue Woche. Menükarten müssen erstellt und Zutaten eingekauft werden.
Die Familie Geranio betreibt das gleichnamige Restaurant am Braunfelser Marktplatz seit nunmehr 27 Jahren. Pizza gibt es dort schon lange nicht mehr, sondern die klassische italienische Küche mit einer wechselnden Speisekarte. Die typisch italienischen Rezepte werden dabei immer passend zur Jahreszeit ausgewählt. Vier-Gänge-Menüs werden wöchentlich ausgetauscht. Das erfordert einigen Aufwand. So haben die Brüder gerade kürzlich 18 Kilo Schwertfisch ganz frisch vom Mittelmeer geordert. Der muss natürlich filetiert und entsprechend zubereitet werden.
Auf die Frage, ob ihm der Restaurantbetrieb nicht doch fehlen wird, antwortet Carmelo Geranio: „Ein bisschen komisch ist es schon, zu wissen, dass wir bald aufhören“. Sein Beruf habe ihm immer viel Freude bereitet. „Wir haben so viele Menschen kennengelernt. Das waren schöne Begegnungen. Wenn ich aus der Küche in das Lokal geschaut und die zufriedenen Gäste gesehen habe, war ich immer sehr froh.“ Andererseits freut er sich auch auf den Ruhestand. Viel bedeutet es Carmelo Geranio, nun Zeit für sich und die Familie zu haben. „Wir hatten ja auch kein Weihnachten und kein Silvester für uns. Immer haben wir gearbeitet“, stellt er fest. Zunächst einmal möchte er mit seiner Frau Margherita für einige Zeit nach Italien gehen. „Aber nicht für immer“, fügt er sogleich hinzu. Die Kinder leben schließlich hier. „Und außerdem freue ich mich darauf, morgens aufzustehen und keine Termine zu haben. Ich möchte endlich einmal in aller Ruhe im Pyjama meinen Kaffee trinken und die Zeitung lesen. Das ist für mich purer Luxus.“ Und so wird nun tatsächlich der Gang runtergeschaltet, wenn auch nicht ganz auf null. Doch dazu später mehr.
Ristorante Geranio am Marktplatz gibt es seit 27 Jahren
Mit dem Kochen begonnen hatte Carmelo Geranio kurz nach seiner Ankunft in Deutschland im Jahr 1969. Da machte er eine Ausbildung in Gießen – in der „Pizza Pie“ in der Licher Straße war das. Im Sommer 1977 eröffnete er dann das erste eigene Restaurant in Braunfels – die „Pizza Pie“ an der Braunfelser Tennishalle. 1997 erhielt die Familie das Angebot, ein Restaurant am Marktplatz zu eröffnen, wo sich zuvor das Kaufhaus Mehl befunden hatte. Das war dann die Geburtsstunde des „Geranio“.